Grashüpfer-Geheimnisse: Warum man sie im Frühling noch nicht hört

Zum Video auf YouTube >HIER KLICKEN<

Mit dem Frühling kommt das Leben zurück.
Während im Winter die Insektenwelt größtenteils ruht, versetzen die ersten warmen Sonnenstrahlen im zeitigen Frühjahr nicht nur den Ameisenhaufen in Aufbruchstimmung.

In Wiesen und Feldrainen erklingt von überall her das vielstimmigen Brummen und Summen von Bienen, Hummeln und Wespen, die auf Nahrungssuche die ersten Blüten besuchen. Ein Geräusch, fast wie im Sommer. Aber eben nur FAST. 
Im Sommer beobachten wir Bienen und Schmetterlinge und lauschen dem Konzert der Grashüpfer. Im Frühling summen auch die Bienen, aber wo ist das zirpen der Grashüpfer?

Inhalt

Die Welt der Feldheuschrecken

Laufen wir im Sommer durch eine Wiese, auf der die Luft erfüllt ist von einem vielstimmigen Zirpen und Insekten bei jedem Schritt zu allen Seiten davon springen, dann stehen wir mitten im Revier der Feldheuschrecken.

Weltweit sind über 6.500 bekannte Arten über alle Regionen der Erde verteilt. Sogar in subarktischen Zonen leben einige angepasste Heuschreckenarten.
Aber wie so oft, liegt auch bei dieser Insekten-Familie die Verbreitung der meisten Arten in den Tropen.


Immerhin begegnet man in Mitteleuropa etwa 60 Arten. 
Die häufigsten Vertreter sind uns als Grashüpfer bekannt und bewohnen hauptsächlich Wiesen und steppenähnliche Lebensräume, aber auch sehr nasse Gebiete wie moorige Wiesen.

Feldheuschrecke bei der Eiablage

Die Entwicklung: Metamorphose

Das Leben eines Grashüpfers beginnt, wie bei fast allen Insekten, als Ei.

Im Spätsommer und Herbst legen die Weibchen Eier an passenden stellen in den Boden ab.
So übersteht die nächste Generation die kalte Jahreszeit meist ohne große Probleme.
Mit der wärmenden Sonne im Frühjahr schlüpfen auch die ersten kleinen Grashüpfer. 
Sie sehen schon aus, wie die ausgewachsene Heuschrecke, nur viel kleiner.

Doch wieso ist das so? 
Durchlaufen Insekten nicht immer eine Metamorphose?

Auch Heuschrecken durchleben eine Metamorphose.
Doch es gibt nicht nur die eine spektakuläre Form, wie sie bspw. Schmetterlinge erleben. 
Sie schlüpfen aus einem Ei, leben als Raupe und entspringen schließlich als ein ausgewachsener Schmetterling der Puppe.
Diese Art der Entwicklung wird als vollkommende Metamorphose oder als Holometabolie bezeichnet.
Larve und Imago sehen nicht nur unterschiedlich aus, sie leben auch vollkommen anders.

Doch nicht alle Insekten durchleben so eine Verwandlung.
Blattläuse und Wanzen, aber eben auch Heuschrecken sind hingegen hemimetabole Insekten, also Insekten mit einer unvollkommende Metamorphose.
Das heißt, die Larven sehen nach dem Schlupf aus dem Ei ihren Eltern bereits ähnlich. Doch sie sind ihnen eben nur „ähnlich“. Meist besitzen die Nymphen, so nennt man die Larven der hemimetabolen Insekten, noch keine Flügel und sind noch wesentlich kleiner.
Allerdings ernähren sie sich beinahe gleich und haben die selben Ansprüche an ihre Umwelt wie im Imago-Stadium.

Aber wieso zirpen Heuschrecken nicht schon im Frühjahr, wenn sie beinahe so aussehen, wie im Sommer?

Grashüpfer Nymphe - gut zu erkennen: Sie besitzt keine Flügel

So entstehet das Zirpen

Das Prinzip ist bei allen Arten das gleiche, doch anders als bspw. Grillen, reiben Kurzfühlerschrecken ihre Beine an den Flügeln.
Denn dort befindet sich je die Schrillleiste und Schrillkante.

Werden nun die beiden schnell übereinander gerieben, entsteht ein Ton. 
Vergleichbar ist das mit einer Geige, bei der der Bogen über die gespannten Saiten gezogen wird.

Da nun die jungen Grashüpfer im Frühling noch keine Flügel besitzen, können sie auch noch keine Töne erzeugen.
Das ist auch überhaupt nicht nötig, da das Zirpen meist von den geschlechtsreifen Männchen genutzt wird, um die Weibchen in der Nähe anzulocken.

So verbringen die kleinen Grashüpfer das Frühjahr damit, ausgiebig zu wachsen.
Nach vier bis fünf Häutungen ist schließlich der Sommer angebrochen und die ersten ausgewachsenen Grashüpfer zirpen ihre Melodien über die Wiesen.

Also, Grashüpfer sind im Frühling bereits auf den Wiesen unterwegs!
Geht man zwischen April und Mai, je nach nach Temperatur, durch die Gräser, kann man die kleinen Grashüpfer bereits beobachten.
Die ohnehin sehr unscheinbar gefärbten Tiere geben nur in dieser Zeit keinen Laut von sich und werden so leicht von uns übersehen.

ausgewachsener Grashüpfer

Empfohlene Beiträge