Was ist ein Insekt – Teil 3

Unsere Welt wäre ohne Insekten nicht die, wie wir sie heute kennen.
Denn sie sind wichtig für unzählige Ökosysteme und auch wir würden wahrscheinlich nicht lange, auf einer Erde ohne Insekten, überleben. 


Dies ist schon mal ein guter Grund, sich die artenreichste Klasse aller Tiere einmal ganz genau anzusehen.

In den ersten beiden Teilen der Videoreihe haben wir uns den Kopf- und den Brustabschnitt angeschaut.
Doch Insekten unterscheiden sich von anderen Gliederfüßern, unter anderem durch ihren drei geteilten Körper.

In diesem Teil widmen wir uns nun dem dritten Segment des Imago-Körpers. 
Also dem Hinterleib.

Inhalt

Segmente des Hinterleibs der Insekten - oben Tergit, unten Sternit

Der äußere Aufbau

Der Hinterleib hat nur wenige Aufgaben und bestand ursprünglich aus 11 einzelnen Segmenten.
Jedes Segment besitzt eine eigene Rückenplatte und Bauchplatte.
Diese werden, wie oben zu sehen, mit Tergit und Sternit bezeichnet.

Immer wieder kam es jedoch im Laufe der Evolution vor, dass einige Segmente miteinander verwachsen sind. 
Häufig ist das mit dem 10. und 11. oder auch mit dem 9., 10. und 11. Segment geschehen.

Dennoch ist in frühen Larvenstadien immer ein 11. Segment vorhanden.
Dies kann während der Entwicklung zum ausgewachsenen Insekten aber völlig verschwinden. 


Eine Ausnahme bilden hier die Springschwänze, denn diese haben nur 6 Hinterleibssegmente.

Springschwanz

Eine klare Trennung?

Eine klare Trennung zum Brustabschnitt ist manchmal nur sehr schwer möglich.
Selbst bei Insekten, bei denen vermeintlich eine klare Unterscheidung gut zu erkennen ist. 

Wie bei Wespen zum Beispiel.
Die so genannte „Wespentaille“ ist nicht der Übergang zwischen Brustabschnitt und Hinterleib.
In Wirklichkeit ist das vorderste Segment des Hinterleibs mit dem Brustabschnitt verwachsen und verengt sich erst dahinter, häufig zu einem stäbchendünnen Übergang.

Die Platten der Segmente sind mit so genannten Flankenhäuten (dem Pleurum) verbunden, dank derer der Hinterleib beweglich bleibt.
Das muss er auch, denn eine seiner Aufgaben ist die Paarung und die Eiablage.

Vorderste Segment des Hinterleibs ist mit dem Brustabschnitt verwachsen.

Die sogenannte „Wespentaille“ ist nicht der Übergang zwischen Brustabschnitt und Hinterleib!

Abdominal-Extremitäten

Die heutige Zahl von sechs Beinen bei Insekten ist wahrscheinlich irgendwann einer viel höheren Anzahl vorangegangen. 

Das kann man teilweise noch erahnen, denn die fehlenden Hinterleibsbeine haben sich noch dort erhalten, wo sie andere Aufgaben übernehmen. 

So zum Beispiel sind einige dieser Relikte die Zangen der Dermaptera, mancherorts bekannt als Ohrenkneifer oder Ohrwürmer, oder die fadenförmigen Anhänge der Eintagsfliegen, sowie einige Teile der Geschlechtsorgane. 

Diese Anhänge bezeichnet man auch als Cerci oder wenn es um die Geschlechtsorgane geht, als Gonopoden.

Wirklich echte Beinreste findet man bei einigen Urinsekten. Diese heißen so, da man bei ihnen annimmt, dass auch ihre Vorfahren nie Flügel besessen haben. Zudem ist ihr Aufbau, u.a. der Mundwerkzeuge, relativ primitiv.
Doch sie sind nicht die Vorfahren der Fluginsekten.
Gemeint sind unter anderem Doppelschwänze und Felsenspringer. 

Denn bei den Doppelschwänze kann man noch an den ersten sieben Segmenten des Hinterleibs abgewandelte Extremitäten erkennen.

Doppelschwanz mit erkennbaren, abgewandelte Extremitäten

Atemöffnungen

Jedes Lebewesen benötigt für die Stoffwechselvorgänge einen Gasaustausch.
Für gewöhnlich wird Sauerstoff verbraucht und Kohlendioxid erzeugt. 

Um diese Gase auszutauschen, haben sich im laufe der Evolution unterschiedliche Mechanismen entwickelt. 

Unter anderem haben wir Säugetiere Lungen, Fische dagegen Kiemen und die meisten Insekten besitzen für die Atmung sogenannte Tracheen.

Das Tracheensystem ist ein, im Inneren des Insekts, weit verzweigtes Röhren-Netzwerk, dass den Zellen einen Sauerstoffaustausch direkt ermöglicht.
Von außen ist nicht viel von diesem System zu erkennen, außer den  winzig kleinen, paarigen Öffnungen in den Flankenhäute.
Hier  beginnt das Tracheensystem. Diese Öffnungen werden als Stigmen bezeichnet.
Mehr zum Tracheensystem und dem inneren Aufbau der Insekten, erfahrt ihr beim nächsten Mal!

Tracheensystem der Insekten

Fortpflanzung

Bei den meisten Insekten gibt es Männchen und Weibchen. Diese können sich äußerlich  mehr oder weniger  stark in Form, Größe und Farbe unterscheiden.
Doch es gibt noch ein Merkmal, mit dem man das Geschlecht eindeutig unterscheiden kann: Die Geschlechtsorgane. 

Die Geschlechtsausführgänge der meisten weiblichen Insekten münden im oder hinter dem 8. Segment, die der Männchen auf dem 9. 

Bei Weibchen haben sich einige der bereits erwähnten ehemaligen Extremitäten, die sogenannten Gonopoden, paarig zu einer Röhre zusammengelegt, mit der das Insekt das Ei in das Substrat schieben kann.
Man nennt diese Organe auch Ovipositor oder Legeapparat.

Besonders auffällig ist dieser bei einigen Heuschreckenarten. Er ist bei ihnen wie ein Säbel oder  Bohrer ausgebildet und wird entsprechend als Legesäbel oder Legebohrer bezeichnet. 

Bei den Stechimmen (Aculeata) ist der Legeapparat zu einem Wehrstachel umgebildet. In Verbindung mit einer Giftdrüse transportiert er, statt Eier, nun Gift.
Die Eier treten dann an der Basis dieses Stachels aus.
Auch Königinnen von Ameisen, Bienen, Hummeln und Wespen können somit ihren Stachel zur Verteidigung nutzen!

Auch Königinnen von Ameisen, Bienen, Hummeln und Wespen können ihren Stachel zur Verteidigung nutzen!

Einige Schlupfwespen besitzen zudem spezielle Rezeptoren am Ende ihres Legebohrers.

Mit diesen Sinnesorganen können sie die richtigen Wirte für ihren Nachwuchs finden, selbst wenn diese unter einer harten Schale verborgen sind.

Doch bei den meisten Ordnungen werden keine langen Legeapparate benötigt.
Sie haben sich aus diesem Grund zurückgebildet.

Denn diese Arten, wie zum Beispiel Schmetterlinge, heften ihre Eier direkt an der Nahrungsquelle der Larven ab oder legen sie, wie einige aquatisch lebende Insekten, im oder auf dem Wasser ab.

Im Gegensatz zu den Weibchen sind bei den Männchen die äußeren Geschlechtsorgane als Kopulationsapparate entwickelt.
Doch sie sind nicht auf ehemalige Extremitäten zurückzuführen, wie die Legeapparate der Weibchen, sondern Neuausbildungen.
Der Aufbau ist äußerst komplex und gestaltet sich von Art zu Art sehr vielfältig. Aus diesem Grund werden häufig die äußeren männlichen Geschlechtsorgane als zuverlässige Bestimmungsmerkmale genutzt.

Legeapparat der weiblichen Insekten

Wie die Fortpflanzung der Insekten funktioniert, stellen wir euch ein anderes Mal vor.

Denn die Welt der Entomologie ist riesengroß und es gibt noch so viele spannende Themen, die wir euch in den nächsten Beiträgen vorstellen möchten.
Bis dahin, entdeckt gerne selber die Welt der Insekten vor eurer Haustür. Denn dort warten faszinierende Beobachtungen auf euch.

Bis zum nächsten Mal! 

Empfohlene Beiträge